Kinderwunsch bei Frauen

Veröffentlicht am 19. September 2022

Das Gründen einer Familie gehört für viele Menschen zu einem erfüllten Leben und ist ein aufregender Schritt, den einige kaum erwarten können. Umso schmerzhafter ist es, wenn es mit der Schwangerschaft nicht funktionieren will. Laut Bundesamt für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist in Deutschland jedes zehnte Paar zwischen 20 und 50 Jahren von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen. Ein unerfüllter Kinderwunsch kann einen hohen Leidensdruck mit sich bringen. Welche Wartezeiten sind bei einem Kinderwunsch eigentlich „normal“? Was kann meine Fruchtbarkeit beeinflussen und was kann ich selbst tun, um meinen Körper beim schwanger werden zu unterstützen? Viele Ratschläge aus dem Freundes- und Bekanntenkreis sind gut gemeint aber leider nicht immer hilfreich: „Du musst dich einfach ein bisschen entspannen!“, „Wenn du dich so darauf konzentrierst, wird es nicht funktionieren!“, „Eine Freundin wurde endlich schwanger, nachdem sie sich eine berufliche Auszeit genommen hatte“.

Dieser Beitrag informiert über Faktoren, die unsere Fruchtbarkeit positiv als auch negativ beeinflussen können und richtet sich an Frauen, die gerade in der Zeit des Kinderwunsches stecken. Darüber hinaus richtet er sich an alle, die betroffene Paare kennen und möglicherweise durch diese Lebensphase begleiten.

Mögliche Motive für einen Kinderwunsch

Die Beweggründe für einen Kinderwunsch sind sehr unterschiedlich und vielschichtig. Sie werden seit 1980 von sozialwissenschaftlichen, medizinischen und psychologischen Forschungseinrichtungen untersucht. Die eigene Biografie, gesellschaftliche Erwartungen sowie unsere Emotionen und rationales Abwägen beeinflussen, ob wir uns ein Kind wünschen und aus welchem Grund wir das tun.

Ungewollte Kinderlosigkeit – Sterilität und Infertilität

Um schwanger zu werden, braucht es drei Voraussetzungen: Gesunde Eizellen, gesunde Spermien und einen harmonischen Zyklus. Nach der aktuellen Definition der WHO spricht man von Sterilität (Unfruchtbarkeit) eines Paares, wenn es trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs zu keiner Schwangerschaft kommt. Der Begriff „steril“ kann sich sowohl auf den Mann als auch auf die Frau allein beziehen. Man unterscheidet zwischen einer primären und einer sekundären Sterilität. Eine primäre Sterilität liegt dann vor, wenn bisher noch keine Schwangerschaft eingetreten ist. Von einer sekundären Sterilität spricht man, wenn weitere Schwangerschaften ausbleiben. Eine Infertilität liegt vor, wenn die Frau in der Lage ist, schwanger zu werden aber das Kind nicht bis zur Lebensreife austragen kann.

Anmerkung:

Interessant ist, dass der angegebene Zeitraum in der Definition der WHO nur halb so lang ist, wie der angegebene Zeitraum in dem Buch von Manfred Stauber und Thomas Weyerstahl aus dem Jahr 2005 „Gynäkologie und Geburtshilfe“. In diesem lautet die Definition sinngemäß: Sterilität bedeutet das Ausbleiben einer Schwangerschaft trotz Kinderwunsch eines Paares bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr über einen Zeitraum von zwei Jahren. Es wird darauf hingewiesen, dass bei einem Zeitraum kürzer als zwei Jahre besser von „Konzeptionsschwierigkeiten“ gesprochen werden soll. Ich halte diese Definition für sinnvoller, da wir Menschen nicht besonders fruchtbar sind. Unter perfekten Bedingungen liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei 25-30%. Im Folgenden wirst du sehen, wie viele Aspekte unsere Fruchtbarkeit beeinflussen können.

Ursachen für Sterilität bei Frauen

1) Medizinische Ursachen

Wenn du über einen längeren Zeitraum nicht schwanger wirst, könnte das organische Ursachen haben. Bei 30-40% der Paare ist eine medizinische Ursache bei einem der Partner für eine ausbleibende Schwangerschaft verantwortlich. Im Folgenden werde ich mich lediglich auf mögliche Ursachen, die bei Frauen vorliegen könnten, konzentrieren. Die Ursachen für Männer kannst du in dem Beitrag über den Kinderwunsch bei Männern nachlesen.

2) Psychische Ursachen

Bei 10-15% der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch kann kein medizinischer Grund festgestellt werden. Aktuell gibt es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, dass sich Stress direkt auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Stress und emotionale Belastungen können sich aber auf unsere Psyche auswirken. Eine indirekte Wirkung auf die Fruchtbarkeit würde ich daher nicht ausschließen. Stress gehört zu unserem Leben phasenweise dazu. Problematisch wird es, wenn wir langanhaltenden Stress haben, der beispielsweise durch schwierige berufliche Verhältnisse, Partnerschaftskonflikte, einem Wunsch nach einem Kind, gepaart mit einem hohen Erwartungsdruck entstehen könnte. Stress hat einen großen Einfluss auf unseren Organismus. Es ist immer ratsam, langanhaltenden Stress zu vermeiden bzw. zu minimieren.

3) Individueller Lebensstil

4) Umweltbelastungen

In unserem modernen Leben sind wir täglich Stoffen ausgesetzt, die auf unterschiedliche Arten in unseren Körper gelangen können. Unser Körper ist in der Lage, diese Stoffe zu einem großen Teil aus dem Organismus zu bringen. Einige dieser Stoffe können unserer Fruchtbarkeit schaden, indem sie als „endokrine Disruptoren“ wirken. Dabei handelt es sich um Stoffe, die unser Hormonsystem stören. Zu wissen, wie du bedenkliche Stoffe unwissentlich zu dir nimmst, kann dir helfen, Störfaktoren für dein Hormonsystem zu minimieren oder zu vermeiden:

Verdacht einer Unfruchtbarkeit?

Solltest du den Verdacht haben, dass du von Sterilität betroffen sein könntest, kannst du diese Bedenken zunächst einmal deiner Gynäkologin bzw. deinem Gynäkologen mitteilen. Die Frage nach einer möglichen Unfruchtbarkeit betrifft beide Partner! Beide sollten sich untersuchen lassen, um mögliche körperliche Ursachen erkennen zu können. Zur Abklärung einer Sterilität wird erst einmal eine Basisdiagnostik vorgenommen. Es wird nach der Vorgeschichte beider Partner gefragt. Gab es Operationen, Vorerkrankungen, Zyklusunregelmäßigkeiten, frühere Schwangerschaften, Fehlgeburten oder Schwangerschaftsabbrüche? Auch sehr intime Fragen nach der Häufigkeit von Sex und ob es Geschlechtskrankheiten gab, sind Fragen, die man dabei nicht auslässt. Fragen nach deinem Lebensstil sind normal: Rauchst du und wenn ja, wie viel? Wie hoch ist dein Alkoholkonsum und welche Medikamente nimmst du regelmäßig ein? 

Worauf kann ich bei meiner Ernährung achten?

Du kannst einen besonderen Fokus auf eine vollwertige und frische Kost legen. Vermeide stark verarbeitete Lebensmittel und verzichte auf Alkohol und Tabak. Darüber hinaus lohnt sich der Blick auf die Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Je besser dein Körper versorgt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Wunsch des eigenen Kindes in Erfüllung geht. Beachte aber, dass hinter einer Sterilität eine ernstzunehmende Erkrankung stecken könnte. Folgende Vorschläge ersetzen bei einem Verdacht also nicht den Besuch eines Arztes.

Kinderwunschbehandlung bei Frauen

Durch Änderungen im Lebensstil ist es zumindest ein Stück weit möglich, die eigene Unfruchtbarkeit zu vermeiden. Die Medizin ist in der Lage, viele der verschiedenen Ursachen für eine Sterilität zu erkennen. Die Ursache der Sterilität entscheidet über die Fruchtbarkeitsbehandlung.  

Wenn eine Kinderwunschbehandlung für dich in Frage kommen könnte, solltest du dich ausführlich über die Erfolgschancen und Risiken der entsprechenden Behandlung beraten lassen. Auch die Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist von verschiedenen Faktoren abhängig z.B. vom Familienstand (ledig, verheiratet oder eingetragene Lebenspartnerschaft) oder vom Alter. Informiere dich bei deiner Krankenkasse, welche Voraussetzungen für eine Kostenübernahme gelten.

Da sich viele erst spät für das Gründen einer Familie entscheiden, kann eine zuerst gewollte Kinderlosigkeit zu einer ungewollten Kinderlosigkeit werden. Für eine Schwangerschaft ist es wichtig, dass dein Körper rundum versorgt ist, sodass dein Zyklus regelmäßig und deine Eizellqualität gut ist. Nicht jede aktuelle Kinderlosigkeit muss in eine langfristige Kinderlosigkeit übergehen. 😊


Deine Marie 

Quellen

  • Manfred Stauber, Thomas Weyerstahl (2005): Gynäkologie und Geburtshilfe. Stuttgart: Thieme-Verlag.
  • Kareen Dannhauer (2020): Schwanger werden – Der ganzheitliche Weg zum Wunschkind). München: Kösel-Verlag.
  • Julietta Kuehn (2019): (Un-)Erfüllter Kinderwunsch – Psychologische Hilfen und medizinisches Wissen. Was Paare in der Kinderwunschzeit ihrem Ziel näher bringt. Düsseldorf: Springer-Verlag GmbH Deutschland.