Kinderwunsch bei Männern

Veröffentlicht am 31. August 2022

Das Gründen einer Familie gehört für viele Menschen zu einem erfüllten Leben. Obwohl sich das klassische Rollenbild des Mannes im Wandel befindet, stehen meistens die Frauen im Fokus, wenn sich ein Kinderwunsch nicht erfüllt. Einen unerfüllten Kinderwunsch erleben manche Männer als eine große Belastung. Laut Bundesamt für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist in Deutschland jedes zehnte Paar zwischen 20 und 50 Jahren von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen. Das Risiko, auf eine Fruchtbarkeitsbehandlung angewiesen zu sein, scheint aufgrund der nachlassenden Samenqualität in den letzten 50 Jahren gestiegen zu sein. Dieser Beitrag informiert über Faktoren, die deine Fruchtbarkeit positiv als auch negativ beeinflussen können und richtet sich an Männer, die gerade in der Zeit des Kinderwunsches stecken. Darüber hinaus richtet er sich an alle, die betroffene Paare kennen und möglicherweise durch diese Lebensphase begleiten.

Mögliche Motive für einen Kinderwunsch

Die Beweggründe für einen Kinderwunsch sind sehr unterschiedlich und vielschichtig. Sie werden seit 1980 von sozialwissenschaftlichen, medizinischen und psychologischen Forschungseinrichtungen untersucht. Die eigene Biografie, gesellschaftliche Erwartungen sowie unsere Emotionen und rationales Abwägen beeinflussen, ob wir uns ein Kind wünschen und aus welchem Grund wir das tun.
Hauptgründe für den Kinderwunsch:

Ungewollte Kinderlosigkeit – Sterilität

Für eine Schwangerschaft braucht es drei Voraussetzungen: Gesunde Eizellen, gesunde Spermien und einen harmonischen Zyklus der Frau. Nach der aktuellen Definition der WHO spricht man von Sterilität (Unfruchtbarkeit), wenn es innerhalb eines Jahres trotz regelmäßigen Geschlechtsverkehrs zu keiner Schwangerschaft kommt. Der Begriff „steril“ kann sich sowohl auf den Mann als auch auf die Frau allein beziehen. Man unterscheidet zwischen einer primären und einer sekundären Sterilität. Eine primäre Sterilität liegt dann vor, wenn bisher noch keine Schwangerschaft eingetreten ist. Von einer sekundären Sterilität spricht man, wenn weitere Schwangerschaften ausbleiben. Der Begriff Infertilität wird bei Männern häufig als Synonym für Sterilität verwendet.

Ursachen für Sterilität bei Männern

1) Medizinische Ursachen

Unter perfekten Bedingungen liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei 25-30%. Wenn sich über einen längeren Zeitraum keine Schwangerschaft einstellt, könnte das organische Ursachen haben. Bei 30-40 % der Paare ist eine medizinische Ursache bei einem der Partner für eine ausbleibende Schwangerschaft verantwortlich. Im Folgenden werde ich mich lediglich auf mögliche Ursachen bei Männern konzentrieren. Die Ursachen für Frauen kannst du in dem Beitrag über den Kinderwunsch bei Frauen nachlesen.

2) Psychische Ursachen

Bei 10-15% der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch kann kein medizinischer Grund festgestellt werden. Aktuell gibt es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, dass sich Stress direkt auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Stress und emotionale Belastungen können sich aber auf unsere Psyche auswirken. Eine indirekte Wirkung auf die Fruchtbarkeit würde ich daher nicht ausschließen. Stress gehört zu unserem Leben phasenweise dazu. Problematisch wird es, wenn wir langanhaltenden Stress haben, der beispielsweise durch schwierige berufliche Verhältnisse, Partnerschaftskonflikte, einem Wunsch nach einem Kind, gepaart mit einem hohen Erwartungsdruck entstehen könnte. Stress hat einen großen Einfluss auf unseren Organismus. Es ist immer ratsam, langanhaltenden Stress zu vermeiden bzw. zu minimieren.

3) Individueller Lebensstil

4) Umwelt- und Arbeitsplatzbelastungen

In unserem modernen Leben sind wir täglich Stoffen ausgesetzt, die auf unterschiedliche Arten in unseren Körper gelangen können. Unser Körper ist in der Lage, diese Stoffe zu einem großen Teil aus dem Organismus zu bringen. Einige dieser Stoffe können unserer Fruchtbarkeit schaden, indem sie als „endokrine Disruptoren“ wirken. Dabei handelt es sich um Stoffe, die unser Hormonsystem stören. Zu wissen, wie du bedenkliche Stoffe unwissentlich zu dir nimmst, kann dir helfen, Störfaktoren für dein Hormonsystem zu minimieren oder zu vermeiden:

Verdacht einer Unfruchtbarkeit?

Solltest du den Verdacht haben, dass du von Sterilität betroffen sein könntest, kannst du diese Bedenken zunächst einmal deiner Hausärztin bzw. deinem Hausarzt mitteilen. Die Frage nach einer möglichen Unfruchtbarkeit betrifft beide Partner! Beide sollten sich untersuchen lassen, um mögliche körperliche Ursachen erkennen zu können. Zur Abklärung einer Sterilität wenden sich Frauen im Normalfall an die behandelnde gynäkologische Praxis. Wie sieht das aber bei Männern aus? Neben der hausärztlichen Praxis als erste Anlaufstelle kommen die Urologie und die Andrologie in Frage:

Unterschied Andrologie und Urologie:

  • Die Urologie beschäftigt sich mit den harnbildenden und harnableitenden Organen und wird deshalb auch von Frauen aufgesucht.
  • Die Andrologie ist auf die männlichen Geschlechtsorgane spezialisiert und umfasst alle Bereiche, die sich mit den Fortpflanzungsfunktionen des Mannes auseinandersetzen. Die Andrologie zählt als Erweiterung zur Urologie.

Beide Anlaufstellen kannst du in Fruchtbarkeitsfragen aufsuchen. Um eine mögliche Sterilität festzustellen, wird nach der Vorgeschichte beider Partner gefragt. Gab es Operationen, Vorerkrankungen, Zyklusunregelmäßigkeiten der Frau? Auch sehr intime Fragen wie z.B. nach der Häufigkeit von Sex und ob es Geschlechtskrankheiten gab, sind Fragen, die man dabei nicht auslässt. Fragen nach deinem Lebensstil sind normal: Rauchst du und wenn ja, wie viel? Wie hoch ist dein Alkoholkonsum und welche Medikamente nimmst du regelmäßig ein?

Worauf kann ich bei meiner Ernährung achten?

Du kannst einen besonderen Fokus auf eine vollwertige und frische Kost legen. Vermeide stark verarbeitete Lebensmittel und verzichte auf Alkohol und Tabak. Darüber hinaus lohnt sich der Blick auf die Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Je besser dein Körper versorgt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Wunsch des eigenen Kindes in Erfüllung geht. Beachte aber, dass hinter einer Sterilität eine ernstzunehmende Erkrankung stecken könnte. Folgende Vorschläge ersetzen bei einem Verdacht also nicht den Besuch eines Arztes.

Kinderwunschbehandlung bei Männern

Durch Änderungen im Lebensstil ist es zumindest ein Stück weit möglich, die eigene Unfruchtbarkeit zu vermeiden. Die Medizin ist in der Lage, viele der verschiedenen Ursachen für eine Sterilität zu erkennen. Die Ursache der Sterilität entscheidet über die Fruchtbarkeitsbehandlung.

Wenn eine Kinderwunschbehandlung für dich in Frage kommen könnte, solltest du dich ausführlich über die Erfolgschancen und Risiken der entsprechenden Behandlung beraten lassen. Auch die Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist von verschiedenen Faktoren abhängig z.B. vom Familienstand (ledig, verheiratet oder eingetragene Lebenspartnerschaft) oder vom Alter. Informiere dich bei deiner Krankenkasse, welche Voraussetzungen für eine Kostenübernahme gelten.

Eine zuerst gewollte Kinderlosigkeit kann zu einer ungewollten Kinderlosigkeit werden. Für eine Schwangerschaft spielt die Spermienqualität eine wichtige Rolle, weshalb auch der Mann auf einen gesunden Lebensstil achten sollte. Ist dein Körper gut versorgt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass deine Spermien von guter Qualität sind und ihre „Aufgabe“ erfüllen können. Nicht jede aktuelle Kinderlosigkeit muss in eine langfristige Kinderlosigkeit übergehen. 😊


Deine Marie

Quellen

Samenqualität: