Wechseljahre der Frau

Veröffentlicht am 5. August 2022


Die meisten Frauen stehen den Wechseljahren mit gemischten Gefühlen gegenüber, da sie auch heute noch oft als Krankheitsbild wahrgenommen werden. Depressionen, Hitzewallungen, Alterserscheinungen, Unfruchtbarkeit und das Ende der Sexualität sind Dinge, die viele mit den Wechseljahren einer Frau in Verbindung bringen. Mit diesem Beitrag möchte ich dich ein kleines Stück auf deinem spannenden Weg durch die Wechseljahre begleiten und dir zeigen, dass die Wechseljahre ein wichtiger und natürlicher Veränderungsprozess sind und durchaus Positives mit sich bringen können.

Wechseljahre und Menopause

Mit dem Begriff Wechseljahre ist allgemein der Übergang von der fruchtbaren in die unfruchtbare Lebensphase gemeint. In dieser Übergangsphase tritt die letzte Monatsblutung auf, die Menopause. Mit dem Einsetzen der Wechseljahre ab ungefähr dem 40. Lebensjahr produzieren die Eierstöcke weniger Fortpflanzungshormone. Sie vermindern langsam die Produktion von Östrogen und Progesteron und die Fruchtbarkeit nimmt ab. Dein Körper muss, ähnlich wie in der Pubertät, zu einem neuen Gleichgewicht finden. Mögliche Folgen: Hautprobleme, Stimmungsschwankungen, unregelmäßige Perioden, Schwitzen, Blasenschwäche, Depressionen, Gewichtszunahme, Schlafstörungen.

Phasen der Wechseljahre

Die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, verläuft in drei Phasen: Prämenopause, Perimenopause, Postmenopause. Diese Phasen durchlaufen Frauen unterschiedlich und auch die zeitliche Abfolge spielt sich bei jeder Frau anders ab. Dein Körper braucht für den Übergangsprozess von der fruchtbaren in die unfruchtbare Lebensphase viel Zeit, um sich auf die neuen Verhältnisse einzustellen.

Woran erkenne ich, dass ich in den Wechseljahren bin?

Die Wechseljahre können unterschiedlich wahrgenommen werden. Die Beschwerden können von Frau zu Frau völlig unterschiedlich ausfallen. Lediglich ein Drittel der Frauen leiden unter starken und sehr unangenehmen Beschwerden. Die anderen haben keine oder nur leichte Begleiterscheinungen. Erste Anhaltspunkte können dir die nachfolgenden Symptome liefern, die in den verschiedenen Phasen auftreten könnten. Die Übergänge und Beschwerden sind allerdings fließend und von Frau zu Frau unterschiedlich. Bei starken Beschwerden solltest du deine behandelnde Ärztin bzw. deinen behandelnden Arzt aufsuchen.

Prämenopause:

Der Beginn der Wechseljahre wird durch die Prämenopause eingeleitet. Diese Phase kann schon mit Mitte 30 einsetzten, überwiegend jedoch beginnt sie etwa zwischen dem 40.- und 45-. Lebensjahr. Hierbei nimmt die Produktion der weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron langsam ab und der Eizellvorrat in den Eierstöcken wird weniger. Erste Wechseljahresbeschwerden können sich in dieser Phase bemerkbar machen und sind den Beschwerden des Prämenstruellen Syndroms sehr ähnlich.

Perimenopause:

Der Zeitraum von ungefähr ein bis zwei Jahren um die Menopause herum wird als Perimenopause bezeichnet. Hier treten erste Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus auf, bis die Fortpflanzungsfähigkeit mit dem endgültigen Ausbleiben der Regelblutung im Alter von 51-52 Jahren endet, der Menopause. Die Menopause stellt das Ende der Fruchtbarkeit dar und ist erreicht, wenn ein Jahr lang keine Regelblutung mehr aufgetreten ist.

Postmenopause:

Als Postmenopause wird der Zeitraum nach der Menopause, also ab der letzten Regelblutung, definiert und dauert im Schnitt bis zum 65. Lebensjahr an. Die Konzentration der weiblichen Geschlechtshormone ist jetzt am niedrigsten. Die Eierstöcke sind nicht mehr der Hauptlieferant der weiblichen Hormone. Diese Aufgabe übernimmt nun die Nebenniere und das Fettgewebe. Die eigentlichen Wechseljahresbeschwerden klingen in der Postmenopause meist ab, können jedoch bei einigen Frauen noch weiter bestehen bleiben.

Wohlbefinden in den Wechseljahren

Manche Frauen leiden sehr unter Beschwerden, andere kommen fast beschwerdefrei durch die Wechseljahre. Unser Lebensstil ist maßgeblich daran beteiligt, wie gut wir durch die Wechseljahre kommen. Der Grundstein wird schon in den fruchtbaren Tagen gelegt. Wer sich schlecht ernährt, Alkohol trinkt, Zigaretten raucht und langanhaltenden negativen Stress hat, leidet meist häufiger und stärker unter Wechseljahresbeschwerden. Je früher du dich um deine Hormonbalance kümmerst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, die Wechseljahre ohne Probleme zu durchlaufen.

Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung sorgt nachweislich für unsere hormonelle Balance und lindert Beschwerden, die mit den Wechseljahren einhergehen. Eine besondere Rolle nehmen hier pflanzliche Proteine (eine ausreichende Zufuhr ist in den Wechseljahren für den Muskelerhalt besonders wichtig), Ballaststoffe, Vitamine & Mineralien, Omega 3-Fettsäuren sowie bestimmte Pflanzenextrakte ein. Südostasiatische Frauen scheinen weniger unter Wechseljahresbeschwerden zu leiden als westliche Frauen. Dieses Phänomen könnte im Unterschied der Ernährungsweise liegen. Es werden mehr Fisch, Gemüse, Algen und viel weniger Fleisch und Milchprodukte gegessen. Darüber hinaus ist es sehr spannend, dass die asiatische Kost allgemein reich an Sojaprodukten ist, die viele Phytoöstrogene enthalten. Diese können eine östrogenartige Wirkung entfalten und das Osteoporoserisiko (Knochenschwund) senken. Grundsätzlich wird Osteoporose durch eine kalziumarme Ernährung, einen Vitamin-D-Mangel, Bewegungsmangel, Untergewicht, Diäten sowie Alkohol- und Nikotinkonsum begünstigt.

Haut- und Haarpflege

Unsere Haut benötigt in den Wechseljahren besondere Zuwendung, da sie mehr Pflege und Feuchtigkeit benötigt. Neben den oben genannten Symptomen hat die hormonelle Umstellung auch Auswirkungen auf unsere Haut. Sie kann dünner und trockener werden, sich schuppen, an Elastizität verlieren und es kann zu Unreinheiten und Pickeln kommen. An dieser Stelle verweise ich dich auf den Blogeintrag über das Thema Hautgesundheit, in welchem du alles über die wichtigsten Punkte äußerer und innerer Pflege nachlesen kannst.
Neben Hautproblemen berichtet vor allem in der Postmenopause ein Großteil der Frauen von Haarausdünnung und zunehmend kahlen Stellen. Die Pflege von innen durch eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Aminosäuren sind in dieser Phase besonders wichtig.

Blasenschwäche

Jede dritte Frau über 40 ist von Blasenschwäche betroffen. Diese Veränderung tritt meist während der Menopause auf und kann das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Neben Schwangerschaft und Geburt ist die Veränderung des Hormonhaushaltes ein weiterer Grund für eine Blasenschwäche, auch als Inkontinenz bekannt. Es ist ratsam, schon vor Beginn der Wechseljahre Maßnahmen zu ergreifen, die einer Blasenschwäche vorbeugen.

  • Beckenbodenmuskulatur stärken
  • Ausreichend Bewegung
  • Den Körper mit genug Flüssigkeit versorgen und dabei harntreibende Getränke vermeiden (Kaffee, Alkohol, kohlensäurehaltige Getränke usw.)
  • Übergewicht vermeiden, das dieses den Druck auf den Beckenbogen erhöht.
  • Große Auswahl an Inkontinenzhilfsmitteln nutzen (Einlagen, Inkontinenzslips, Einmalschlüpfer)

Schlaf

Ein gesunder und erholsamer Schlaf ist unerlässlich für unser Wohlbefinden. Schlafstörungen können sich durch alle Phasen der Wechseljahre ziehen. Besonders häufig und intensiv treten sie in der Perimenopause auf. Ursachen hierfür können Hormonschwankungen, Nachtschweiß, Ängste und Depressionen sein.

Vier Gründe, sich auf die Menopause zu freuen

1) Unabhängigkeit
Unser Zyklus ist faszinierend. Zu jedem Zeitpunkt bereitet sich dein Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Die Menstruation kann aber auch einschränkend sein: Die Menstruation auf Reisen, an Festtagen oder auch im Alltag wirkt sich definitiv auf die Tagesplanung aus. Habe ich passende Hygieneartikel? Wo kann ich die nächste Toilette aufsuchen? Vielleicht ziehe ich besser keine helle Kleidung an? Mit dem Ausbleiben der Periode müssen wir uns diese oder ähnliche Fragen nicht mehr stellen.

2) Menstruationsbeschwerden und Prämenstruelles Syndrom (PMS)
Frauen, die unter Stimmungsschwankungen, starken Blutungen und Unterleibsschmerzen litten, sind nun befreit von den unangenehmen Seiten, die unsere Menstruation mit sich bringen kann.

3) Frauenleiden: Endometriose, Myome, Zysten
Beschwerden, die mit diesen Krankheitsbildern einhergehen, können in der Menopause nachlassen. In einigen Fällen können sich Myome, Zysten und Endometriose Herde sogar zurückbilden.

4) Positives Selbstbild
Der Alterungsprozess wird uns in den Wechseljahren vermutlich sehr bewusst. Gleichzeitig ist es aber eine Zeit, in der Selbstzweifel und negative Selbstkritik verblassen. Das Selbstbewusstsein steigt und die persönlichen Bedürfnisse stehen meist mehr im Vordergrund als früher. Ob das an der Hormonumstellung liegt oder wir in dieser Zeit die Früchte für die jahrelange Arbeit an uns selbst ernten, ist nicht klar. Fakt ist aber, dass wir es genießen sollten. 😊

Hormonbehandlung

Die Medizin unterliegt einem ständigen Entwicklungsprozess und es ist noch längst nicht alles rund um das Thema Wechseljahre geklärt. Ich habe mich vorrangig an der aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe orientiert, um dir einen Überblick über diese spannende Phase zu geben. Da die meisten Frauen keine bzw. nur leichte Beschwerden haben, bin ich bewusst nicht auf hormonelle Behandlungsmöglichkeiten eingegangen. Anpassungen im Lebensstil können oft helfen, um gut durch die Wechseljahre zu kommen. Gehörst du zu den Frauen, die starke Beschwerden haben, solltest du unbedingt deine Gynäkologin oder Gynäkologen aufsuchen. Nur diese sollten dich über eine hormonelle Behandlung informieren und beraten.

Frauen müssen immer wieder hormonelle Anpassungen leisten. Neben dem Menstruationszyklus sind das Lebensphasen wie Pubertät, Schwangerschaft, Wochenbett und eben auch die Wechseljahre. Es ist an der Zeit, dem schlechten Ruf der Wechseljahre ein Ende zu bereiten, indem wir sie nicht länger als Krankheit sehen, sondern sie als das anerkennen, was sie sind: Eine weitere spannende Lebensphase der hormonellen Umstellung!


Deine Marie



Quellen:

Studien:

Phytoöstrogene:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30257383/
Melatonin:
Studie 1: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18036082/
Studie 2: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19584739/
Passionsblumenextrakt:
Studie 3: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21294203/
Studie 4: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28407638/
Magnesium:
Studie 5: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12163983/
Maca Extrakt:
Studie 6: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23675006/
Studie 7: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24931003/
Studie 8: Beneficial effects of Lepidium meyenii (Maca) on psychological symptoms and measures of sexual dysfunction in postmenopausal women are not related to estrogen or androgen content – PubMed (nih.gov)
Chinesischer Engelwurz:
Studie 9: Estrogenic activity of standardized extract of Angelica sinensis – PubMed (nih.gov)
Rotklee:
Studie 10: https://europepmc.org/article/MED/16373244
Studie 11: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22135679/
Bockshornklee:
Studie 12: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10834228/
Rosenwurz:
Studie 13: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26502953/