Ernährung bei
Kindern

Veröffentlicht am 19. März 2022

Eines der Themen, das in den ersten Lebensjahren deines Kindes einen hohen Stellenwert hat, ist das Thema Essen. Eine gesunde Ernährung ist die Voraussetzung dafür, dass unser Körper funktionieren kann. Unser Essen kann nicht nur gesundheitsförderliche, sondern auch gesundheitsschädliche Auswirkungen auf den Körper haben. Übergewicht und ernährungsbedingte Krankheiten nehmen in den westlichen Ländern zu. Schon in der frühen Kindheit sind Menschen Faktoren ausgesetzt, die zu Übergewicht und ernährungsbedingten Krankheiten führen können. Es ist an der Zeit unsere Ernährung und insbesondere die Ernährung unserer Kinder zu überdenken.

Mangelernährung

Bei dem Wort Mangelernährung denken die meisten Menschen vermutlich an Entwicklungsländer, in denen Armut oder das knappe Nahrungsmittelangebot die Ursache für eine Mangelernährung darstellen. Dass Mangelernährung auch in den westlichen ein größer werdendes Problem darstellt, ist vielen nicht bekannt. Wie kommt es, dass auch unsere Kinder von Mangelernährung betroffen sind? Um das zu klären, müssen wir uns den Begriff Mangelernährung etwas genauer ansehen.  

Die Ursachen für eine Mangelernährung können also völlig unterschiedlich sein. Beide haben aber zur Folge, dass die Kinder nicht die nötigen Nährstoffe aufnehmen, die sie für ihre körperliche und geistige Entwicklung benötigen. Laut UNICEF-Report aus dem Jahr 2019 leidet jedes zweite Kind unter Defiziten durch fehlende Nährstoffe und Vitamine. 40 Millionen Kinder weltweit sind übergewichtig oder adipös. Auch in Deutschland ist festzustellen, dass ernährungsbedingte Krankheiten bei Kindern existieren. Die KIGGS- Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) hat ergeben, dass die meisten Kinder und Jugendlichen zu wenig Obst, Gemüse und pflanzliche Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten essen. Der Konsum von Fleisch, Wurstwaren, Süßigkeiten, Softdrinks und Knabbereien, sind deutlich zu hoch.

Gesundheit und Geschmacksbildung beginnen im Mutterleib

Die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft ist maßgeblich an der Geschmacksbildung des ungeborenen Kindes beteiligt. Die Aromastoffe im Fruchtwasser werden von den Geschmacksrezeptoren des Kindes wahrgenommen. Durch die Nahrung der Mutter verändert sich der Geschmack des Fruchtwassers und wechselt mehrmals täglich sein Aroma. Was die Mutter an Nahrung zu sich nimmt, erlebt das Kind demnach auch. So bilden sich bereits im Mutterleib Vorlieben für bestimmte Speisen bzw. Geschmacksrichtungen, die das Essverhalten des Kindes später beeinflussen können. Je vielfältiger die Lebensmittelauswahl, je besser die Nährstoffversorgung und je ausgewogener die Kost, desto mehr Geschmäcker erlebt das Kind und desto besser wird es versorgt. Während einer Schwangerschaft benötigt man lediglich ca. 10% mehr Energie. Allerdings ist zu beachten, dass der Bedarf an bestimmten Nährstoffen um ein Vielfaches steigt. Der Bedarf ist durch die Ernährung allein schwer zu decken, weshalb Nahrungsergänzungsmittel während der Schwangerschaft empfohlen werden.

Fehlernährung beginnt im Babyalter

Laut UNICEF-Report entstehen ungünstige Ernährungsgewohnheiten schon in den ersten Lebenstagen eines Kindes. Die Muttermilch ist für den Menschen unerlässlich. Sie ist ein hochwertiges Nahrungsmittel, das u.a. nährt und Keime abwehrt. Stillen fördert die kognitive Entwicklung von Kindern. Keine Flüssigkeit ist so gut geeignet, ein Kind zu ernähren, wie die Muttermilch. Eine wachsende Anzahl an Babys wird nicht mehr gestillt, sondern mit Milchpulver gefüttert. Viele Bestandteile, die in der Muttermilch enthalten sind, kann die Lebensmittelindustrie nicht herstellen. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Babys eine falsche Beikost erhalten. Der Anteil an Obst und Gemüse ist zu gering, wenn sie beginnen, feste Nahrung zu sich zu nehmen.

Positive Effekte einer gesundheitsförderlichen Ernährung auf die Kinderentwicklung

Ernährungspyramide neu gedacht

Auch wenn weltweit die Empfehlung ist, sich ausgewogen zu ernähren und hauptsächlich Wasser zu trinken, so unterscheiden sich die Ernährungsempfehlungen von Land zu Land und damit einhergehend auch die Definition einer gesunden Ernährung. Die Pyramide besteht aus verschiedenen Ebenen, denen bestimmte Lebensmittelgruppen zugeordnet sind. Die Größe der Ebene zeigt an, wie groß der Anteil der jeweiligen Lebensmittelgruppe an der Gesamternährung sein sollte. Je größer also die Fläche ist, desto mehr sollte man von dieser Lebensmittelgruppe zu sich nehmen. Die Ernährungspyramide der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) soll dabei helfen, sich ausgewogen zu ernähren und den Zugang zu einer gesunden Ernährung für Kinder zu erleichtern. Allerdings würden wir einige Veränderungen vornehmen:

Empfehlungen für eine optimale Entwicklung bei Kindern

  1. Wichtigste Empfehlung: Es soll schmecken! Sollte dein Kind Lebensmittel strikt verweigern, ist es wichtig, dass kein Druck entsteht. Du kannst das Lebensmittel immer mal wieder anbieten oder versuchen, Alternativen zu finden.
  2. Eine gesunde Darmflora stellt das Herzstück einer gesunden Entwicklung dar. Was wir essen und trinken, ist die Quelle aller Lebensformen im Darm. Fermentierte Lebensmittel und Ballaststoffe stärken die nützlichen Darmbakterien und somit das Immunsystem. Nimm also nach Möglichkeit fermentiertes Gemüse (z.B. Sauerkraut) in die tägliche Ernährung deines Kindes auf.
  3. Vermeide reine Kuhmilch. Kuhmilch wird als Säuglingsnahrung für Kälber produziert und unterscheidet sich sehr von unserer Muttermilch und belastet den kindlichen Darm. Fermentierte Milchprodukte ohne zugesetzten Zucker sind hier die bessere Alternative (z.B. Joghurt)
  4. Achte auf gute Fette und Öle. In der Auswahl unserer Fette und Öle ist der Anteil an Omega 6- Fettsäuren zu hoch. Achte auf ein gutes Omega 3- und Omega 6- Fettsäureverhältnis. Sehr zu empfehlen sind hier zum Beispiel Leinöl und Rapsöl. Lediglich durch das Austauschen deiner Öle kannst du die Omega 3- Aufnahme verbessern.
  5. Reichere die Nahrung deiner Kinder täglich mit Bitterstoffen an. Bitteres Gemüse schützt den Darm und das Gehirn.
  6. Achte auf hochwertige Proteinquellen. Die Versorgung mit Proteinen ist im Kindesalter unerlässlich. Sie sorgen für ein gesundes Wachstum, insbesondere die Entwicklung des Muskelgewebes.
  7. Achte auf eine ausreichend naturbelassenes Obst und Gemüse, welche den Körper mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen versorgen.
  8. Denke an reichlich Flüssigkeit. Greife hierbei ausschließlich auf Wasser oder ungesüßten Tee zurück.
  9. Greife bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln und Reis zur Vollkornvariante.
  10. Vermeide Zucker so gut es geht. Verzichtest du auf Fertigmahlzeiten, verringerst du das Risiko auf versteckte Zuckerfallen zu stoßen.

Wenn der Teller trotz aller Bemühungen voll bleibt – Wichtige Nährstoffe bei Kindern

Welche Nährstoffe braucht mein Kind? Wie viel muss es dafür überhaupt essen? Welche Lebensmittel sollte es dafür überhaupt essen? Isst mein Kind zu wenig? Mit diesen oder ähnlichen Fragen stehst du nicht allein da. Viele gut gemeinte Ratschläge aus dem Freundes- und Familienkreis sind beim Beantworten dieser Fragen nicht immer hilfreich, da hier jeder, im wahrsten Sinne des Wortes, sein „eigenes Süppchen“ kocht.

1. Isst mein Kind zu wenig?

Du hast eine bestimmte Vorstellung davon, wie viel und welche Lebensmittel dein Kind essen sollte. Die Vorstellung deines Kindes ist hier gerne mal eine andere. Wichtig ist, dass du dir bewusst machst, dass der Nahrungsbedarf individuell ist und von Wachstum, Körpergröße und der Aktivität deines Kindes abhängt. Dein Kind mit anderen Kindern des gleichen Alters zu vergleichen, ist nicht sinnvoll. Es kann sein, dass es viel mehr oder viel weniger isst als der beste Freund. Möglicherweise befindet sich dein Kind gerade in einer Wachstumsphase und hat mehr Hunger als bisher.

2. Warum verweigert mein Kind das Essen?

Die gute Nachricht ist, dass ein gesundes Kind so viel isst, wie es braucht. Nimmt es wenig oder sogar gar nichts zu sich, hat es entweder keinen Hunger oder ist krank. Hast du Sorgen, dass dein Kind zu schlecht isst, kannst du einmal genau darauf achten, was es neben den Hauptmahlzeiten zu sich nimmt. Möglicherweise decken diese Nebenmahlzeiten einen großen Teil des Gesamtbedarfs, sodass du das Gefühl hast, dass es zu wenig bzw. zu schlecht isst.

3. Nährstoffbedarf

Kinder haben auf Grund ihres Wachstums einen höheren Nährstoffbedarf pro Kilogramm Körpergewicht als Erwachsene. Ernährungsempfehlungen und Rezepte für Kinder gibt es im Internet zuhauf. Diese beruhen meist auf der Ernährungspyramide, liefern aber oftmals keine Erklärung der Nährstoffzusammensetzung. Ich habe dir die wichtigsten Mikronährstoffe zusammengestellt und dir Beispiele für mögliche Quellen aufgelistet.

Im folgenden Beispiel habe ich drei Hauptmahlzeiten, wie sie im Internet als Rezeptvorschläge für Kleinkinder zu finden sind, auf enthaltene Nährstoffe untersucht. Natürlich sollte die Ernährung unserer Kinder in seiner Summe betrachtet werden, jedoch zeigt dieser Tagesplan, dass auch bei einer guten Mahlzeitengestaltung nicht unbedingt alle wichtigen Nährstoffe ausreichend zugeführt werden. Nährstoffreiche Zwischenmahlzeiten solltest du demnach berücksichtigen, zumal unsere Kinder in der Praxis auch beim Essen und Trinken ihren eigenen Kopf haben und mitunter Lebensmittel wie Gemüse verweigern und bei Süßem sowie den Lieblingsspeisen stärker zugreifen. Selbst wenn wir von der Schwangerschaft bis zur ersten Nahrungsaufnahme alles „richtig“ gemacht haben, unterliegt nicht alles unserer Kontrolle und dein Kind kann trotz aller Bemühungen sehr wählerisch sein. Bleib dran und handle als Vorbild. Ich hoffe, dass du nicht vergisst, dass Ernährung Spaß und vor Allem Genuss bringen soll. Sei kreativ und bleibe offen für neue Geschmackserfahrungen.

Deine Marie

Quellen