Verdauungssystem

Veröffentlicht am 19. Mai 2022

Zu dem Begriff „Verdauungssystem“ zählt man die Organe, die für die Aufnahme, den Transport und die Verarbeitung der aufgenommenen Nahrung zuständig sind. Dein Verdauungssystem hat die Aufgabe, die Nahrung zu zerkleinern, zu verwerten und die nicht benötigten Stoffe wieder auszuscheiden. Darüber hinaus hat es eine grundlegende Bedeutung für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden:

  1. Nähr- und Wirkstoffe werden verfügbar.
  2. Giftstoffe werden weitgehend unschädlich gemacht.
  3. Giftstoffe und überflüssige Stoffe werden ausgeschieden.

Organe des Verdauungstraktes

Dein Verdauungstrakt zieht sich als „Schlauch“ vom Mund bis zum After. Dazu zählen dein Mund, dein Rachen, deine Speiseröhre, dein Magen sowie dein Dünndarm und Dickdarm bis hin zum After. Zu Beginn kann die Zunge die Nahrung auf Temperatur und Geschmack prüfen. Eine erste grobe Zerkleinerung der aufgenommenen Nahrung erfolgt durch das Kauen. Unser Darm spielt in unserem Verdauungstrakt eine besondere Rolle. Der Darm steuert wichtige Prozesse, die Auswirkungen auf unser gesamtes Wohlbefinden haben, daher ist es wichtig, dem Darm ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Ich möchte dir im Folgenden einen groben Überblick über unsere Darmgesundheit verschaffen und verdeutlichen, wie wichtig es ist, gut auf dieses bedeutende Organ zu achten.

Unser Darm als Ökosystem – Darmaufbau, Darmschleimhaut, Darmzotten

Wegen der vielen Ausstülpungen, den „Darmzotten“, die die Oberfläche der Schleimhaut um ein Vielfaches vergrößern, hat die Darmschleimhaut etwa eine Fläche der Größe eines halben Fußballfeldes. Unser Darm verfügt über mehr Mikroorganismen als unser Körper Zellen besitzt. Ein eigenes Ökosystem! Unsere Darmmikrobiotika wiegt bis zu 2 kg und besitzt etwa 100 Billionen Bakterien. Bei Übergewicht, Fehlernährung, Depressionen oder chronischen Darmleiden findet man veränderte Bakterienverhältnisse vor. Beeinflusst wird unsere Darmflora (auch Mikrobiom genannt) durch zugeführte Nahrungsmittel, durch die psychische und körperliche Verfassung und durch unsere Umwelt. Bei einer einseitigen Ernährung und einer damit einhergehenden Veränderung der Darmbakterien lassen sich Auswirkungen auf unseren gesamten Körper erkennen. Gesundheit und Wohlbefinden sind damit abhängig von unserer Verdauung und unserem Stoffwechsel – und umgekehrt. Es kann also eine Wechselwirkung von Verdauung und Stoffwechsel mit anderen Körperfunktionen beobachtet werden. So hat unsere Darmgesundheit einen Einfluss auf unsere seelische Gesundheit, unser Immunsystem, unsere Hautgesundheit und reguliert Stoffwechselprozesse wie das Hunger-Sättigungsgefühl.

Die Darmflora beeinflusst unseren gesamten Körper

1. Einfluss auf den Hormonhaushalt

Einige unserer Hormone werden im Darm produziert. Doch nicht nur die Produktion findet im Darm statt. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass die Darmflora beispielsweise bei der Regulierung des Östrogenspiegels eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus kann der Darm aber auch Hormone verändern und sie dann wieder zurück in die Blutbahn bringen. Wie gut diese Prozesse ablaufen können, hängt von der Zusammensetzung unserer Darmflora ab. Es ist also entscheidend, welche Darmbakterien in unserem Darm leben und welche Bakterien ausreichend bzw. in zu geringer Zahl vorhanden sind.

2. Einfluss auf die Haut

In einer gesunden Darmflora sind überwiegend antientzündliche Stoffe vorhanden, die unter anderem die Hautbarriere schützen können. So verhindert eine gesunde Darmflora, dass entzündungsfördernde Stoffe gebildet werden, die Akne, Schuppenflechte oder Neurodermitis begünstigen können. Außerdem wird die Gesundheit der Haut ebenfalls durch die Hormone bestimmt. Diese werden, wie du bereits im Punkt davor gelesen hast, auch vom Darm beeinflusst.

3. Einfluss auf die seelische Gesundheit

Nicht immer sind traumatische Erfahrungen, schwierige Lebensumstände oder Verluste die Ursachen für ein Leiden der Seele. Die Ursachen sind oft auch im Darm zu finden. Stress, eine einseitige Ernährung, Medikamente und Umwelteinflüsse begünstigen das Risiko psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände. Um die Zusammenarbeit von Hirn und Darm verstehen zu können, muss man ihre Kommunikationswege ablaufen. Die Kommunikation zwischen unserem Darm und unserem Gehirn findet über den Vagus-Nerv, Darmhormone und das Darmimmunsystem statt. Zahlreiche Botenstoffe können von Darmzellen und Darmbakterien produziert werden. Einige davon bestimmen unsere Stimmungslage maßgeblich. So werden beispielsweise 90% unseres Glückshormons Serotonin im Darm gebildet.

4. Einfluss auf das Immunsystem

Der größte Teil unseres Immunsystems sitzt im Darm. Die Darmflora, die Darmschleimhaut und die in der Darmwand sitzenden Abwehrzellen des Immunsystems bilden die Darmbarriere. Durch eine dichte Besiedlung der Darmwand und die Vernichtung von Keimen wird das Immunsystem gestärkt. Die Darmschleimhaut hindert schädliche Keime daran, in den Körper vorzudringen, können aber nützliche Stoffe erkennen und lassen diese die dünne Darmschleimhaut passieren. Ist die Darmflora im Gleichgewicht, gelangen Fremdkörper und damit einhergehende Entzündungsquellen nicht so leicht in den Organismus. Entscheidend für die Schutzfunktion ist v.a. die Zusammensetzung der Bakterienstämme. Ist diese nicht im Gleichgewicht, kann die Immunabwehr nicht richtig funktionieren.

5. Einfluss auf das Gewicht

Vergleicht man die Darmflora von übergewichtigen Menschen mit der Darmflora schlanker Menschen, lassen sich teilweise erhebliche Unterschiede in der Vielfalt der Bakterien erkennen. Einige Bakterien in deinem Darm begünstigen eine Gewichtszunahme, indem sie Stoffe produzieren, aus denen Kalorien gewonnen werden können. Unser Körper kann dadurch mehr Energie aufnehmen und diese in Form von Fett speichern. Bei übergewichtigen Menschen ist das Gleichgewicht der Darmflora so verschoben, dass die Anzahl der „schlank machenden“ Bakterien in geringerer Zahl vorliegen als die Anzahl der Bakterien, die Übergewicht fördern. Bei schlanken Menschen sind diese Bakterien im Gleichgewicht

6. Einfluss auf die Gelenke

Auch unsere Gelenke benötigen Nährstoffe, um reibungslos (im wahrsten Sinne des Wortes) funktionieren zu können. Ob die Gelenknährstoffe dort ankommen, wo sie benötigt werden, hängt unter anderem vom Zustand unseres Verdauungstraktes ab. Nur wenn der Darm gesund ist, können die benötigten Nährstoffe ausreichend verwertet werden. Ein gesunder Darm stellt sicher, dass Knochen, Muskel und Knorpel von den Nährstoffen profitieren können, die wir über die Nahrung aufnehmen. Ist die Funktion unseres Darms gestört, gelangen zu wenige Baustoffe und Entzündungshemmer in die Zellen. Die Gelenke „hungern“, obwohl eigentlich ausreichend Baustoffe zur Verfügung stehen.

Mögliche Anzeichen für eine gestörte Darmflora

Falls du dich fragst, ob du eine gestörte Darmflora hast, können dir folgenden Symptome erste Anhaltspunkte liefern. Eine endgültige und fundierte Diagnose kann allerdings nur eine umfangreiche Mikrobiomanalyse einer Stuhlprobe liefern.

Tipps für eine bessere Verdauung

Ernährungsumstellung

Bei Beschwerden rund um den Verdauungstrakt ist eine Ernährungsumstellung unumgänglich.

  • Iss möglichst unverarbeitete Lebensmittel. Pflanzen dürfen zu deiner Hauptspeise werden. Wir sollte einen besonderen Fokus auf die Ballaststoffzufuhr (auch Präbiotika genannt) haben, denn diese sorgen dafür, dass das Stuhlvolumen erhöht wird. Dadurch wird der Stuhl weicher und die Darmentleerung fällt uns leichter. Präbiotika sind Ballaststoffe, die die Vermehrung der nützlichen Darmbakterien fördern. Probiotika hingegen sind Lebensmittel mit lebenden Bakterienstämmen (z.B. Milchsäurebakterien oder Hefepilze).
  • Keine Angst vor Fett!
    Fett macht nicht zwangsläufig dick. Im Gegenteil: Omega 3 spielt eine entscheidende Rolle für die Darmgesundheit. Omega 3 ist beispielsweise in fettem Fisch (z.B. Lachs) und verschiedenen Pflanzenölen (z.B. Leinöl) enthalten. Bei einer regelmäßigen Einnahme von Omega 3- Fettsäuren können sich diejenigen Bakterien vermehren, die die Darmschleimhaut schützen. Darüber hinaus wirken sie entzündungshemmend und können sogar bei Übergewicht helfen.
  • Nimm dir Zeit für das Essen
    Durch eine gute Zerkleinerung der Nahrung entlastest du dein gesamtes Verdauungssystem. Gutes Kauen braucht Zeit! Nimm dir also ausreichend Zeit zum Essen und unterstütze deinen Darm schon bei der Nahrungsaufnahme.

Stressreduktion

Stress haben wir alle. Wird der Stress zu hoch und haben wir keine geeigneten Techniken, um unsere Stressresistenz zu erhöhen, laufen wir Gefahr, dass Stresshormone ausgeschüttet werden. Diese beeinflussen unsere Darmflora negativ. Reduziere dauerhaften Stress!

Aktiver Lebensstil

Zu wenig Bewegung kann Verstopfung und Blähungen hervorrufen. Durch regelmäßige Bewegung unterstützt du deine Verdauung, da diejenigen Bakterien vermehrt werden, die die Darmschleimhaut schützen und die Darmbarriere aufbauen.

Schlaf

Ist dein Tag-Nacht-Rhythmus gestört, kann die Darmbarriere langfristig geschwächt werden, was wiederum Auswirkungen auf deine gesamte Verdauung haben kann. Durch dauerhafte Probleme mit unsere Darmgesundheit kann die Produktion von Melatonin behindert werden und das Schlafen fällt uns schwer. Dadurch wird wiederum unsere Darmbarriere geschwächt. Ein Teufelskreis!

Genussmittel

Wahrscheinlich könnt ihr euch schon denken, was in die Kategorie „Genussmittel“ fällt:

Tabak, Wein und Spirituosen.

Vor allem Alkohol wird uns als Genuss verkauft. Sich etwas Gutes zu tun oder sich etwas zu gönnen ist quasi mit der Aufnahme von gesundheitsschädlichen Stoffen gleichgesetzt. Das Gleiche gilt im Grunde für Süßigkeiten und Knabbereien aller Art. „Das gönne ich mir jetzt“ ist ein Satz, den wir vermutlich alle gerne benutzen. Dass wir damit oftmals unserer Darmgesundheit und damit dem ganzen Körper schaden können, rückt dann doch eher in den Hintergrund.

Es geht mir nicht darum, bestimmte Nahrungsmittel zu verteufeln. Als „Genussmensch“ ist es nur wichtig auf die Definition von Genuss zu achten. Sollte Genuss nicht bedeuten, dass man sich etwas gönnt, das einem tatsächlich guttut?!

Sei nett zu deinem Körper und deinen Darmhaustierchen. Sie leisten eine Menge und brauchen deine Unterstützung 😊.


Deine Marie





Anhang: Sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel für deine Darmgesundheit

Quellen:

Studien:

2 Responses
  1. […] Der Begriff „Probiotikum“ lässt sich unterteilen in „pro“ (=für) und „bios“ (=Leben). Es handelt sich dabei um Mikroorganismen, die einen gesundheitlichen Nutzen für uns haben können, sofern sie in ausreichender Menge vorhanden sind. Sie sind in der Lage, unsere Darmbakterien zu beeinflussen. Sie können über die Nahrung aufgenommen werden, da sie die Magensäure unversehrt überstehen. Sie siedeln sich im Dickdarm an und kämpfen dort mit potenziellen Krankheitserregern um das Nährstoffangebot. Damit sorgen sie für deren mengenmäßige Begrenzung und wirken so einem Ungleichgewicht bzw. einer Fehlbesiedlung des Mikrobioms entgegen (Dysbiose). Das Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die sich auf und in uns ansiedeln (vgl. Blogbeitrag: Verdauungssystem – Darmgesundheit). […]